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Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

McSchuerf
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Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 12.10.2024 - 11:57 Uhr  ·  #1
Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

von McSchuerf

Meist häufig gangförmige und gemeinsam auftretende Mineralisationen sind aus dem Rheinischen Schiefergebirge bekannt, die sich durch prächtige Pseudomorphosen von Quarz nach Baryt und großdimensionierte, zonierte Quarzkristalle, sog. Kappenquarze, auszeichnen. Sie werden daher als Pseudomorphosen-und Kappenquarzgänge bezeichnet.

Markante Felsrippen sind mit Mächtigkeiten bis zu 80 m das auffälligste Element innerhalb der postvariscischen Mineralisationen, die oft durch die herausgewitterten Gänge gebildet werden. In manchen dieser Gänge können die SiO2-Gehalte auf über 99% ansteigen.
Grabbeigaben in latenezeitlichen Bestattungen belegen, dass Kappenquarzkristalle aus dem Taunus bereits den Kelten bekannt sein mussten. In zahlreichen Sammlungen sind heute Stufen aus diesen Gängen vertreten. Berühmtestes Beispiel stellt wohl die Mineraliensammlung von JOHANN WOLFGANG V. GOETHE dar.

Weit über die Hälfte aller Pseudomorphosen-und Kappenquarzgänge liegt am Südrand des Rheinischen Schiefergebirges und hier vor allem im Taunus.
Mit bis zu 25 m Mächtigkeit und ungefähr 4 km Länge zählt der Quarzgang von Wiesbaden-Frauenstein - Georgenborn (Bl. 5914 Eltville am Rhein) zu den bedeutensten Pseudomorphosenquarz-Gängen des Taunus.
Wie der Vockenhausener Gang streicht er NW-SE, fällt aber steil nach NE ein. Nebengesteine sind überwiegend Phyllite der Eppstein-Formation, im NW auch Metavulkanite.
Im NW keilt der Gang nahe zu den Gesteinen des Unterdevon der Vordertaunus-Einheit aus; im SE besitzt der Gang - entlang der tertiären Küstenlinie - eine tektonische Grenze zum Mainzer Becken.

Die Minerale der Karbonatphase von Wiesbaden-Frauenstein sind fast überall durch Lösungsvorgänge weggeführt worden, so dass sie heute nur noch perimorph, von Quarz der jüngeren Mineralisationsphasen überwachsen, vorliegen. Jeweils bis mehrere cm große Perimorphosen von Quarz um ehemalige Karbonatrhomboeder stammen unter anderem von hier.

In der Barytphase kam es dann zur Abscheidung mehrerer Generationen von Baryt, der überall pseudomorph von Quarz ersetzt wurde und als charakteristischer Pseudomorphosenquarz den Gängen ihren Namen gegeben hat (siehe Fotos - wie vor).

In Klüften und Drusenhohlräumen treten zonierte Quarzkristalle auf, die von SCHNEIDERHÖHN (1912) kristallographisch untersucht wurden.
Seit SCHARFF (1854/55) werden solche Kristalle "Kappenquarze" genannt, da sie durch Inhomogenitäten auf den Rhomboederflächen (z.B. Tonminerale, Brauneisenstein) bedingt, eine erhöhte Teilbarkeit entlang dieser Flächen aufweisen, so dass sich gelegentlich die äußere Kappe bzw. Haube eines Kristalls lösen und abheben lässt.

Selten sind gelbe, ockerfarbene und rotbraune Eisenkiesel beobachtet worden (siehe Foto - wie vor).

Auf Spalten und Klüften der Gänge finden sich schließlich auch häufig oxidische und hydroxidische Eisen- und Manganerze (Hämatit, Goethit, Manganomelan, Lithiophorit), die - bei nennenswerten Anreicherungen - im letzten Jahrhundert an mehreren Stellen im Taunus im Tiefbau gewonnen wurden.

Quellen:
"Geologie und hydrothermale Mineralisation im rechtsrheinischen Schiefergebirge" - "2.4 Postorogene Mineralisationen" - hier: "2.4.1 Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge" von Dr. Thomas Kirnbauer im Sonderband 1 des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Wiesbaden 1998.

Gruß Peter :winke:
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McSchuerf
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 12.10.2024 - 12:02 Uhr  ·  #2
Fotos dazu .. alles Eigenfunde, teils in Handstufengröße!
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 12.10.2024 - 16:19 Uhr  ·  #3
Ein interessantes Fundgebiet. Gibt es da heute auch noch was zu finden?
McSchuerf
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 12.10.2024 - 16:37 Uhr  ·  #4
Zitat
Ein interessantes Fundgebiet. Gibt es da heute auch noch was zu finden?


Hallo Norbert,
ja, ab und zu gibt es da noch als Lesesteine etwas zu finden .. die gezeigten Stücke habe ich allerdings aus einem kleineren Steinbruch dort in der Nähe gewonnen, den ich aber später trotz intensiver Bemühungen nicht mehr wiedergefunden habe.

Hallo Nurio,
wie passt jetzt Dein Merlinit hier rein? Ich denke Du hast den falschen Thread erwischt? :)

Gruß Peter
ClaRa
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 12.10.2024 - 17:23 Uhr  ·  #5
:daumenhoch:
McSchuerf
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 12.10.2024 - 17:28 Uhr  ·  #6
Danke sehr. :-)
McSchuerf
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 13.07.2025 - 16:35 Uhr  ·  #7
Weitere Fotos zum Thema "Kappenquarz" .. hier mal "Kappenquarz" mit abnehmbarer Kristallspitze aus Madagaskar zum Vergleich mit meinen Ausführungen weiter oben ..

In einem anderen bekannten Forum lässt die Definition zu "Kappenquarz" immer noch zu Wünschen übrig, wie ich heute wieder feststellen musste. Dort versteht man unter "Kappenquarz" immer noch einen Zonarquarz dessen Kristallspitze in der Regel abnehmbar sein muss. Das ist falsch! Das ist nämlich bei den meisten Kappenquarzen im Taunus (vor Allem von WI-Frauenstein) eben überwiegend nicht der Fall .. Ausnahmen sind hier nur teilweise Usingen und Breitscheid-Medenbach .. und trotzdem handelt es sich ja auch in allen Abhandlungen des seriösen Berufsgeologen T. KIRNBAUER hierzu um "Kappenquarz". Auch die Definition von SCHARFF deckt sich mit der Aussage von KIRNBAUER! Weshalb auch nicht? Da gibt man auch noch in jenem bekannten Forum die genannte Quelle richtig an und definiert dann trotzdem auch in einem bestimmten "Portrait" Gegenteiliges. Außerdem behauptet man dort, dass Sammler oft "Kappenquarz" mit anderem Quarz verwechseln würden. Dazu sage ich nur: Das glaube ich nicht! Diejenigen die den in meinen Augen "Mumpitz" in besagten Forum veröffentlicht haben verwechseln da sicher eher etwas! >_< :/

Hier noch mal mein Beweis dazu: Zitat in roter Farbe aus meiner Abhandlung ganz oben:

Zitat
Seit SCHARFF (1854/55) werden solche Kristalle "Kappenquarze" genannt, da sie durch Inhomogenitäten auf den Rhomboederflächen (z.B. Tonminerale, Brauneisenstein) bedingt, eine erhöhte Teilbarkeit entlang dieser Flächen aufweisen, so dass sich gelegentlich die äußere Kappe bzw. Haube eines Kristalls lösen und abheben lässt.
-- >Betonung auf gelegentlich!
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Norbertit
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 13.07.2025 - 19:20 Uhr  ·  #8
Dass der Begriff "Kappenquarz" unterschiedlich interpretiert wird, ist mir auch aufgefallen. Bei mir läuft das auch alles unter Kappenquarz,auch wenn sich die Kappen nicht abheben lassen.
McSchuerf
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Re: Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein

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Gepostet: 13.07.2025 - 19:33 Uhr  ·  #9
Ja, und eigentlich sollte man dabei auch gar nicht zwischen "echtem" und "unechtem" Kappenquarz unterscheiden, wie auch in besagtem Forum geschehen. Es gibt einfach Kappenquarze deren Kappe man abnehmen kann und Kappenquarze wo das nicht geht. Dennoch ist beiden Möglichkeiten gemeisam, dass es sich um Zonarquarze handelt und auch wie diese Zonarquarze enstanden sind. Stichwort: Wachstumsfortsetzung etc. :)
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