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Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 02.12.2013 - 08:17 Uhr  ·  #1
Beitrag von AndyG » 25. April 2007, 16:27

Diese Lokalität ist nach Rüdersdorf wohl der beste Fundort in Brandenburg. Wobei die Anzahl der Mineralarten die von Rüdersdorf sogar noch übersteigen dürfte. Im Gegensatz zu Rüdersdorf kann man hier auch noch frei sammeln und Funde sind im Prinzip garantiert. Die Tongruben liegen in der Nähe der Bundesstraße 167 westlich von Bad Freienwalde und sind von Berlin aus einfach zu erreichen. Wie schon anklingt, gibt es zwei Tongruben. Die Nordgrube baut noch und wird immer größer. Sie ist, wenn man aus dem Oderbruch kommt, schon von weitem als heller Fleck in den dunklen bewaldeten Hügelketten um Bad Freienwalde zu erkennen. Die zweite Grube liegt wenig entfernt im Hammerthal. Man fahre die Straße "Im Hammerthal" von der B167 ab und bis zum Ende durch. Man gelangt zu einem kleinen Parkplatz und wandere an der Jugendherberge vorbei in den Wald. Linkerhand läuft ein Zaun entlang, an dessen Ende man sich durch sumpfiges Gelände über einen kleinen Bach hinweg kämpfen muss. Nach einiger Zeit taucht die große Wand der alten Südgrube auf. Bei feuchter Witterung ist absolute Vorsicht geboten. Der Verfasser hat selbst schon mehrmals fast das Schuhwerk eingebüßt, der zähe Ton ist nicht zu unterschätzen.

Die Südgrube im Hammerthal und ihre Mineralien

Im zentralen bzw. rechts liegenden Teil findet sich Gips in mannigfaltiger Form. Große Gipsrosen sind heute selten, aber die berühmten Tannenbäume (siehe Bild im nächsten Beitrag!) können immer noch gefunden werden. Am besten holt man sie direkt aus der Wand, wobei man aber unbedingt einen Helm zu tragen und sich alle paar Minuten über den Zustand über einem zu überzeugen hat! Hier finden sich auch selten kleine Pyritkugeln. Seltener sind Einkristalle, teilweise bis zu 6 cm große Schwalbenschwänze oder klare Nadeln auf Tonstein. Zu den Raritäten zählen dicktafelige Kristalle und der sogenannte Kombinationstyp - Gipsrosen, die auf den Tannenbäumen aufgesprosst sind. Es wurden von den Tannen schon Exemplare über 30 cm gefunden, von den Rosen ebenso. Solche Stücke sind aber nicht oft zu erwarten. Die pyrithaltigen Schichten führen zu oberflächigen Ausblühungen, die für das Land Brandenburg seltene Minerale enthalten. Erwähnenswert sind herrliche klare Rozenitkristalle bis 2 mm, schöne Epsomitlocken, die bis über 1 cm messen können und weiße Aluminitknöllchen auf Tonstein. Diese Minerale sind allerdings schwer zu bergen. Bewährt hat sich die "Sprengstoffmethode": die Stücke vorsichtig in ein Gefäß legen, das man vorher mit Sand aufgefüllt hat (z.B. Fotoschale). So kann man das Material gut im Auto nach Hause transportieren.

Der linke Teil des Grubengeländes führt vor allem Limonit und Manganminerale. Es können hier aus großen Brocken schöne drusige Stücke, z.T. gefüllt mit kleinen Gipsnadeln oder rotem Hämatit geborgen werden. Wenn die Mangankrusten noch bunt angelaufen sind, ergibt das wirklich sehr reizvolle Stücke. Limonit als schöner Brauner Glaskopf (siehe Bild im nächsten Beitrag!) und Pyrolusit, pseudomorph nach Manganit xx blieben bislang Einzelfunde und werden so schnell wohl auch nicht wieder auftreten. Außerdem finden sich mit Limonit ummantelte hellgraue massive "Toneisensteineier", die dem Hammerthal indirekt den Namen gaben. Im 18. Jahrhundert war hier ein Hammerwerk situiert, dass diese Knollen "verarbeitete". Weitere Funde belaufen sich auf Kaolinit, Glaukonit und Schwerminerale in den Stettiner Sanden. Diese Schichten enthalten verfestigtes Material, in dem selten Fossilien wie Muscheln, Pflanzensamen und angeblich auch Haizähne gefunden werden. Geht man vom linken Teil der Grube aus nicht den Trampelpfad wieder zurück, sondern geradezu in das Dickicht hinein, gelangt man bald zu einem Damm. Hier fuhr die Grubenbahn entlang, die den alaunhaltigen Ton auf Halde brachte. Bald gerät der Damm wieder auf den großen Weg zum Teufelssee. Wenn man am Beginn des Teufelssees rechterhand in das kleine Tal wandert, kommt man schließlich in einen Kessel. Man steht immer noch auf dem alten Bahndamm. Die Vertiefung in der Mitte des Kessels beherbergt das Mundloch des Gerhardstollens, eines der wenigen Stollenmundlöcher in Brandenburg.

Die bauende Nordgrube am Tonberg und ihre Mineralien

Von der B167 kommend ist man ja in das Hammerthal abgebogen. Will man den offiziellen Weg in die Nordgrube einschlagen, fahre man den Weg wieder zurück (an einem Sandaufschluss vorbei). Der nächste Abzweig auf der selben Seite wie das Hammerthal (in Richtung Eberswalde/Berlin) ist mit "Alaunwerk" beschildert. In den vergangenen Jahren war es kein Problem bei der Werksleitung eine Zutrittserlaubnis zu erhalten. Da der Abbau sehr rasch fortschreitet, sind genaue Fundangaben schwierig. Man kann auch vom Hammerthal aus durch den Wald an den Rand der Grube gelangen. Im Gegensatz zu früher ist der Abbau von dem bereits genannten Parkplatz heute schon zu sehen. Der Hügel, der sich dort befand, ist der Tongewinnung gewichen. Im Haldenbereich sind Kalkkonkretionen (Septarienton!) mit hellgrünem Calcit auf Spaltrissen zu finden. Die Gipse sind hier anders ausgebildet, als in der Südgrube. Es kommen sehr schöne Schwalbenschwänze vor, wie angelutscht aussehende, dicktafelige Kristalle, langgestreckte Nadeln und mit sandigem Ton verbackene Rosen (ähnlich Sandrosen). Limonit tritt hier wesentlich seltener auf, dafür ist eine Sulfatparagenese anzutreffen. Man kann davon ausgehen, dass diese der in der Literatur beschriebenen Paragenese von Salow/Mecklenburg-Vorpommern gleicht. Dort kommen graue Krusten von Thenardit vor, zusammen mit weißlichen Mirabilitpusteln, gelbem Aluminocopiapit, wenig Melanterit und braunen Aggregaten, die aus Jarosit und Römerit bestehen können. Diese Ausbildungen ließen sich auch in der Nordgrube in Bad Freienwalde feststellen. Solch ein Vorkommen wäre aufgrund des alaunhaltigen Tons auch nicht als allzu ungewöhnlich zu bezeichnen.

Neben den Tonvorkommen gibt es im Umkreis auch noch Gewinnungsstellen von Kiessand (so am Kaninchenberg und in Altranft/heute Lehrpfad), Kaolinsand (am Baasee und im Kessel des Gerhardstollen, von umliegenden Künstlerateliers gern genutzt) und sogar Sandstein (wie man an einigen Gebäuden der Stadt Bad Freienwalde noch erkennen kann).

Glückauf
Andreas

Hier einige Bilder zu Bad Freienwalder Mineralien (fast alles Eigenfunde). Fast alles Funde nach 2009, die man so auch heute noch tätigen kann. Von einigen Ausnahmen abgesehen, wie etwa Biotit (der aber ohnehin eher was für Lokalfreaks ist). Neu ist neben Biotit auch der Salmiak (identifiziert durch den typischen Geschmack) sowie der Phosphorit, der von mir schon länger vermutet wurde und vor einiger Zeit von einem befreundeten Sammler nachgewiesen werden konnte. Somit hat sich mittlerweile schon eine erkleckliche Anzahl verschiedener Mineralien in Bad Freienwalde gefunden. Für unsere "Märkische Streusandbüchse" jedenfalls sind besondere Sachen dabei...

Bilder erscheinen weiter unten
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 04.12.2013 - 18:03 Uhr  ·  #2
Beitrag von AndyG » 25. April 2007, 16:34


Bizarre Limonitgebilde kommen hin und wieder in der Nordgrube vor. Davon mal ein paar Impressionen:

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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 04.12.2013 - 18:07 Uhr  ·  #3
Beitrag von AndyG » 23. Juli 2011, 08:59
...

Vermutlich durch eingeschleppten nitrathaltigen Dünger entstanden: Salmiak xx auf pyritisiertem Holz. Einzelfund aus der Nordgrube.
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 04.12.2013 - 18:08 Uhr  ·  #4
Beitrag von McSchuerf » 23. Juli 2011, 14:54

Hallo Andy,

na .. alleine die mannigfaltigen Gips-Varianten wie die "Hasenohren" z.B. können sich aber auch sehen lassen. Solche Geschichren hatte ich bisher auch noch nicht zu Gesicht bekommen. Mr. Green Sehr beeindruckend. Prima, dass Du auch diesen älteren Beitrag durch neue Bilder wiederbeleben konntest. Mr. Green

Gruß Peter



Beitrag von AndyG » 31. Juli 2011, 15:27

Hallo,

na, dann will ich mal noch ein bissel was nachlegen. Das ist ja hier neben Rüdersdorf unser ganzer Stolz mit dem Gips! Besonders schön sind viele Gipse im Durchlicht. Davon hier noch einige Beispiele:

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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 04.12.2013 - 18:11 Uhr  ·  #5
Beitrag von AndyG » 31. Juli 2011, 15:29 Uhr



Beitrag von McSchuerf » 1. August 2011, 08:16

Wahnsinn .. diese Formen! Shocked Mr. Green

Gruß Peter




Beitrag von AndyG » 1. August 2011, 12:07

Ja, das ist wirklich was tolles. Und an einem guten Tag kannst du das alles einfach so aufsammeln, da musst du gar nicht groß rumbuddeln! Auch die Einzelkristalle aus der Südgrube haben eine unglaubliche Formenvielfalt und aus den ganzen x-Formen setzen sich dann die Rosen zusammen usw. Ist schon wirlklich ein schöner Fundort.

Gruß
Andreas




Beitrag von McSchuerf » 4. August 2011, 06:21

.. einfach so aufsammeln .. das hört sich gut an .. das sind meine Lieblings-Fundstellen! Mr. Green

.. ist fast wie bei der früheren HB-Männchen-Reklame .. "... da geht alles wie von selbst .." .. oder man nehme das Bsp. mit den gebratenen Tauben und Trauben aus dem Schlaraffenland .. da muss man nur noch den Mund aufhalten .. Mr. Green

Im Fall der Gips-Rosetten muss man sich aber wenigstens noch bücken und die Hand ausstrecken .. Mr. Green

Gruß Peter




Beitrag von AndyG » 7. August 2011, 12:40

Hallo,

ja, meistens schon. Oder du sinkst an einer feuchten Stelle so lange in den Ton ein, bis dir die Gipse in der Hand liegen... Wenn du mal in unsere Breiten kommen solltest, machen wir gern mal ne Tour.

Gruß
Andreas




Beitrag von McSchuerf » 7. August 2011, 14:10

Ja, dann komme ich gerne mal drauf zurück. Mr. Green
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 13:19 Uhr  ·  #6
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 13:20 Uhr  ·  #7
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 13:23 Uhr  ·  #8
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 13:25 Uhr  ·  #9
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 13:26 Uhr  ·  #10
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 13:28 Uhr  ·  #11
Glück auf
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 05.12.2013 - 18:07 Uhr  ·  #12
Danke!!
Schöne Fotos Andy!!
Gruß Klaus
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 08.05.2016 - 14:41 Uhr  ·  #13
So langsam mausert sich Bad Freienwalde zur "Grube Clara Brandenburgs" und wird eine richtige Systematiker-Fundstelle... Gut, die meisten Minerale sind Manganoxyde und mehr oder weniger flüchtige Sulfate. Aber so nach und nach werden immer mehr Arten hier entdeckt. Neulich habe ich auf einem älteren Fund mit Alaunton wasserklare aber winzige Schwefel gefunden, wie sie auch aus vergleichbaren Lokalitäten in der uralten Literatur beschrieben werden. Und am letzten Wochenende kamen nun freistehende glitzernde "Jarosit" xx aus der Hammerthal-Tongrube dazu. Schön klar, olivbraun und auf einer Fläche von ca. 3 x 2 cm auch gut zu erkennen. Für Brandenburg schon ein ganz ordentlicher Fund, denke ich mal. Am Wochenende geht´s nochmal hin. Hoffentlich finde ich den Rest des Jarosit-Brockens noch, dann muss ich von meinem Exemplar nichts für die Analyse opfern, ob das Jarosit, Natrojarosit oder vielleicht ganz was anderes ist.
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 08.05.2016 - 23:44 Uhr  ·  #14
Auf jeden Fall was sehr interessantes. :)
Archi
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Re: Die Tongruben von Bad Freienwalde

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Gepostet: 25.10.2021 - 16:35 Uhr  ·  #15
Hallo Andy,
dein sehr interessanter Beitrag ist ja schon ein paar Jahre alt und die Tongrube inzwischen geschlossen. Hast du ein paar aktuelle Tipps für mich, wo in Ostbrandenburg man noch auf die Suche gehen kann?
Gruß, Petra
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