Mineralienzimmer

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Bernstein

Bergmeister
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Betreff:

Bernstein

 ·  Gepostet: 14.12.2013 - 20:05 Uhr  · 
Bernstein ist chemisch organisch und zwar (Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff) - d.h. (C,H,O).

Auch wenn der Bernstein kein von der IMA anerkanntes Mineral ist, so wird er doch in einigen Lehrbüchern und Aufstellungen gemäß der Strunz'schen Systematik innerhalb der Mineral-Klasse 9 (Organische Verbindungen, hier: Harzähnliche Verbindungen) geführt.

Als Bewahrer feinster Fossilien erfreut uns seit 2000 Jahren der "Rohstoff" aus dem auch das berühmte Bernsteinzimmer "gezimmert" wurde!
Vom Bernstein (chemisch: (C, H, O) zeugen eindrucksvoll zahlreiche Verse römischer Dichter, die uns aus der Zeit um Christi Geburt überliefert worden sind.

Der baltische Bernstein ist ein fossiles, versteinertes Harz und mindestens 35 Millionen Jahre alt. Wir wissen das deshalb so genau, weil sich in Ablagerungen mit den Bernstein führenden Schichten ein Leitfossil (die Muschel Ostrea ventilabrum) befindet, dessen Alter mit 35 Millionen Jahren sehr genau bestimmt wurde. Da der Bernstein aber hier nicht in seiner ursprünglichen Lagerstätte liegt, muss er also noch etwas älter sein. Man rechnet heute mit 40 - 50 Millionen Jahren. Umso phantastischer ist die Tatsache, dass sich winzige Details wie z.B. Fühlerhärchen von wenigen Tausendstel Millimeter über diesen unvorstellbar langen Zeitraum so sauber erhalten haben. Freilich sind die Einschlüsse oft sehr klein. Ein Stereomikroskop, wie es viele Mineraliensammler besitzen, zeigt aber schon bei 6 - 20facher Vergrößerung alle wunderbaren Einzelheiten. Diese wiederum lassen wertvolle Rückschlüsse auf den Lebensraum vor 40 Millionen Jahren zu.

Was unseren Ostsee-Bernstein so einmalig macht, ist sein Gehalt an Bernsteinsäure (7 - 8%). Darin unterscheidet er sich von allen fossilen oder rezenten (jetztzeitlichen) Harzen, deren es eine ganze Reihe gibt und die u. a. als K o p a l e in den Handel kommen.

Für den Laien ist es allerdings nicht möglich, diese genau zu unterscheiden. Er muss sich darauf verlassen, Natur-Bernstein zu kaufen, wenn ihm dies so angeboten wird. Damit nicht zu verwechseln ist der sogenannte Pressbernstein, der im Handel unter der Bezeichnung "Echt-Bernstein" verkauft wird. Hier werden kleine Stücke oder auch Abfälle bei Temperaturen von 250-300 Grad C und Druck bis zu 3000 bar zu Stangen gepresst, die dann entsprechend weiter verarbeitet werden. Pressbernstein ist stofflich zwar dasselbe wie der Naturstein, weicht von diesem aber in der Feinstruktur ab.

Die Sammler in Norddeutschland können sich glücklich schätzen: An allen Küsten gibt es Bernstein und auch im Binnenland lohnt sich das Suchen. Sogar in Hamburg und Umgebung: Im alten Segelschiffhafen z B. wurden 1976 / 77 bei Aufspülungen für neue Anlagen mehr als 20 Kilo geborgen!
Die Frage nach der Herkunft des Bernsteins in Norddeutschland lässt sich beantworten. Er stammt ebenfalls aus dem Gebiet der früheren Bernsteinwälder im heutigen Ostseeraum.

Während der großen Eiszeiten schoben gewaltige Gletscher Schutt-, Gesteins- und Erdmassen - und mit ihnen Bernstein führenden Schichten - weit nach Süden bis Mitteldeutschland. Als die Gletscher abtauten, bildeten sich riesige "Urströme", in denen der Bernstein - dank seines leichten Gewichtes im Wasser fast schwebend - in Richtung Nordsee wanderte. An ruhigen Stellen lagerte er sich in Nestern ab.

Ein Tipp: Bernstein finden Sie immer zusammen mit schwarzem, "verkohltem" Holz, welches das gleiche spezifische Gewicht hat. So auch am Strand der Nordseeküsten am sogenannten "Spülsaum". Schauen Sie also dort.

Wenn Sie ein Stückchen finden und vermuten, es könnte Bernstein sein - Wie kann man das prüfen?
Schon vom Gewicht her unterscheidet sich Bernstein von ähnlich aussehenden Steinen: Er ist sehr viel leichter! Die "Zahnprobe" liefert ein weiteres Indiz: Klopfen Sie mit dem Stück an Ihre Zähne - ein Stein klickt hell, Bernstein dumpf.
Bernstein lädt sich auch negativ auf, d.h. er zieht Fussel oder winzige Stückchen Papier (Zellstoff) an, wenn er vorher schnell an Wolle gerieben wird.
Die sicherste Erkenntnis erlangen Sie, indem Sie die "Feuerprobe" machen, d.h. den Bernstein (oder das, was Sie dafür halten) anbrennen. Bernstein brennt mit ruhiger, nicht rußender kleiner Flamme und bleibt dabei fest. Es entsteht ein charakteristischer Geruch der in der Nase beißt und ganz unverwechselbar ist. Der Name Bernstein stammt daher auch vom niederdeutschen Bernen = Brennen ab, da der Stein, wie schon erläutert, brennbar ist. Er soll früher sogar als Kerzenersatz verbrannt worden sein.
Es gibt eine weitere Methode, zu prüfen, ob das betreffende Stück Bernstein ist oder nicht. "Die Wasserprobe" - In etwa 5 %igem Salzwasser schwimmt Bernstein. Unechter bleibt "unten liegen".
Diese Merkmale treffen auch für den Dominikanischen Bernstein zu, der etwa aus der gleichen geologischen Epoche stammt.

Nun sieht Rohbernstein für den Laien aus wie jeder andere Stein auch:
Eierschalenweiß bis kohlschwarz, goldgelb bis rotbraun, klar bis trüb. Die Stücke, die Sie im Binnenland finden, sind außerdem mit einer dicken Verwitterungsschicht bedeckt, die durch den Luftsauerstoff entstanden ist. Aber keine Bange: Wenn Sie intensiv suchen, werden Sie bald den "gelben Blick" bekommen (vielleicht auch einen krummen Buckel.. :-)) und gut unterscheiden können.

Höhepunkt für den engagierten Sammler ist die Entdeckung einer Inkluse (Einschluss im Bernstein), vielleicht einer Mücke, einer Fliege oder einer kleinen Ameise! Wie stehen da die Chancen? Nun, nicht schlecht: Statistisch gesehen kommen auf 200 gefundene Stücke eines mit einer kompletten Inkluse. Dazu gehört natürlich auch etwas Glück.
Von 100 Stücken mit Inklusen beinhalten 65 bis 70 Stück Fliegen oder Mücken (Dipteren). Dies sind die häufigsten Vertreter im baltischen Bernstein. Ameisen, Spinnen, Käfer und andere Insekten sind sehr viel seltener anzutreffen.

Quelle:
Beilagen-Heft - Bernstein - Gold des Nordens - Verfasser: Peter Christian Voigt, Hamburg, 1981


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